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  • AutorenbildWanja Wedekind

Scagliola: Bildwerke aus falschem Stein. „Arte povera“ oder verkannte Kunsttechnik? - Beitrag auf de


Anlässlich des Europäischen Kulturerbejahrs 2018 (ECHY) rücken die deutschsprachigen europäischen Restauratorenverbände innerhalb von E.C.C.O. VDR (Deutschland), SKR (Schweiz), ÖRV (Österreich) und VRKS­‐ARCA (Südtirol) die verbindenden Elemente im europäischen Kult

Scagliola Paliotto in der Kirche Santo Domingo in Perugia (Italien)

urraum in den Blickpunkt. Im Rahmen der Messe EXPONATEC COLOGNE in Köln laden sie am 23. und 24.11.2017 zu einer gemeinsamen Konferenz.

Das Tagungsthema ‚Trompe-l’œil - Illusion und Wirklichkeit‘ greift ein Genre der bildenden Kunst auf, welches an die Konservierung und Restaurierung Anforderungen in fachübergreifender Weise stellt. Es bietet Gelegenheit, eine Themen- und Materialvielfalt zur „Augentäuschung“ aus vielen Kunstgattungen mit inspirierenden individuellen Lösungen zu diskutieren.

Auch wir beteiligen uns an der Fachtagung mit einem spannendem Vortragsbeitrag. Am 24.11.2017 stellen wir unsere Forschungsergebnisse zum Thema Scagliola vor.

Sie gilt bis heute als die Königsklasse der Stuckateure und Marmoristen: die Kunsttechnik der Scagliola. Diese beschreibt eine Intarsientechnik aus Stuckmarmor, einer Masse aus Stuckgips, Pigmenten und mit tierischen Leimen versetztem Anmachwasser.

Die Stuckmarmorarbeit erlaubt fugenlose Kompositionen in allen Formen und Farben und lässt so eine annähernd perfekte Illusion farbiger Bildwerke aus Stein entstehen.

Die zeitaufwendigen Kunstwerke entstanden anfänglich in Werkstätten von Klöster oder abgeschiedenen Bergregionen wie dem Tessin und schmückten die Altäre zahlreicher Kirchen.

Später fand die Technik Eingang in die Fürstenhäuser und erlebte unterschiedliche Verwendung auch im architektonischen Kontext. Eine letzte große Renaissance erfuhren Scagliola-Arbeiten im England des ausgehenden 19. Jahrhundert.

Nach wie vor ist, wer auf der Suche nach Scagliola-Werken ist zumeist auf den Zufall und die Feldforschung angewiesen. Denn viele Werke, wenn nicht sogar die Mehrzahl, wurden als solche nicht erkannt und werden in der kunsthistorischen Literatur als Hartgestein-Intarsien, der weitaus verbreiteten „pietre-dure“-Technik bezeichnet.

Nur langsam schließt sich deshalb das Puzzle zu den unterschiedlichen technischen Spielarten und zur Verbreitung der Kunsttechnik der Scagliola in Europa und darüber hinaus. Erst in den letzten zehn Jahren wurden von unterschiedlichen Wissenschaftlern einzelne Zentren der Scagliola systematisch erfasst.

Der Vortrag beschreibt die unterschiedlichen Zentren und Werkschulen der Scagliola, ihre technischen Spielarten und neuesten Erkenntnisse ihrer Entwicklung und Verbreitung.

Am Beispiel der Feldforschung zur Technik und Verbreitung der Kunsttechnik der Scagliola wird darüber hinaus deutlich, was der geschulte materialtechnische Blick der Restauratoren für die Kunst- und Kulturwissenschaften leisten kann.


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